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arthke

Betrachtungen meines Partners Emil Kowalski, vorgetragen am 25. November 2019


Unsere verehrte Künstlerin, meine geliebte Hedi, schätzt Abenteuer. Sie verbringt ihre Zeit zwischen Burma, Namibia, Indien, Uznach und anderen exotischen Destinationen. Sie taucht in fremde Kulturen ihrer ausländischen Kunsteleven ein, und vermittelt zwischen Orient und Okzident. Aber das grösste Abenteuer ist sie mit ihrem Versuch eingegangen, die Zeit zu verstehen. Die Farbe der Zeit zu sehen. Und uns Sterblichen zu erklären – Hellgrau, mit seidenblauem Nachklang.

Als kunstbeflissener Physiker versuche ich stets, Hedi zu verstehen. Wie kann man die ZEIT malen? Leonardo Da Vinci hat sich an die Mona Lisa herangewagt – die Zeit zu malen, das hat er sich nicht getraut. Das Problem mit der Zeit ist nämlich, dass niemand genau weiss, was die Zeit ist. Nicht einmal die Tiere – sie leben in einer ewigen Gegenwart. Ich weiss es, mir hat das meine Katze vertraulich verraten. Auch ein Kind hat noch keinen Zeitbegriff. Das Kind muss lernen, was gestern, was morgen bedeutet, die Ereignisse, an die es sich erinnert, in richtige Reihenfolge einzuordnen.


Die Zeit, ihr Lauf, ihre Richtung; der Beginn und das Ende der Zeit, die Unendlichkeit faszinieren den Menschen seit Urzeiten. Der Fluss der Zeit. Überhaupt das FLIESSEN – das ist das Wesentliche an der Zeit! Auch Farben fliessen – und irgendwann erstarren. Hedi fängt die erstarrte Bewegung der Zeit mit der Farbe ein. Betrachten Sie die Miniaturen an der Wand. Da sieht man förmlich, wie sich die Farbe in der Zeit bewegte, um dann, von der Dauer der Reise müde geworden, anzuhalten und auszuruhen. Auch die Zeit muss mal Atem holen, ewige Bewegung gibt es nicht. So einfach kann die Zeit sein!

Hedi hat sogar gelernt, die Gegenwart einzufangen. Die Rückwand des einen Mobile – dort fliesst von einem Äquator die Farbe in Tränen nach unten, und in der oberen Hälfte nach oben. Ich weiss bis heute nicht, wie Hedi die Richtung der Erdanziehung umkehren konnte … Jedenfalls zeigt das Mobile klar die Gegenwart als jenem schmalen Streifen der Ewigkeit, der den Bereich der vergangenen Enttäuschung von der Hoffnung trennt, die uns aus der Zukunft zulächelt. Und jetzt sagen Sie nicht, dass man die ZEIT nicht sehen kann!


Oder das grosse Porzellan-Ei. Das Objekt hat das Herz eines mit der Kunst kämpfenden Physikers richtig erwärmt. Die weisse Glasur des Porzellans kontrastiert mit den schwarzen Bändern der Metallglasur. Bei den über Tausend Grad der Brenntemperatur wird das Metall oxidiert, die Oxidmoleküle wandern in der ZEIT langsam in die weisse Glasur ein und bilden dort


an den Metallrändern einen wunderbaren türkisblauen Schimmer. Sie können dort die echte Farbe der ZEIT sehen, das helle, sanfte Blau, von dem Hedi im Kommentar zur Ausstellung gesprochen hat … Die Farbe hat vermutlich den gleichen Ursprung wie das Himmelsblau der Atmosphäre – Brechung des Lichtes an den Dichteschwankungen des Mediums. Hier an den optischen Eigenschaften der eingewanderten Metallionen.

So viel zur sichtbaren Zeit. Ich kann aber nicht widerstehen, ihnen auch etwas zu der ZEIT zu erzählen, die wir messen können –zu der sozusagen objektiven Zeit, dem drängenden Tempo der Geschäftigkeit, dem Time is Money der Wirtschaft, dem Diktat unseren Termkin-Agenden. Es hat lange gedauert, bis der Mensch diesen Begriff von der Zeit bekam. Zuerst merkte er die zyklischen Wechsel in der Natur, den Tag-Nacht-Rhythmus, die Jahreszeiten – aber es hat lange gedauert, bis man die fliessende, man nennt es die lineare Zeit, von der zyklischen Zeit der Mondphasen und Jahreszeiten abgekoppelt hat.



Die Zeit als Zeitabschnitt, das begann man erst im antiken Griechenland zu messen, und es waren Rechtsanwälte, welche die Uhr erfunden haben. Und zwar im Dienste der Gerechtigkeit. Damit die Plädoyers der Anklage und der Verteidigung gleich lang waren. Man hat zwei Eimer übereinander gestellt, im oberen Eimer im Boden ein kleines Loch gemacht, und den Eimer mit Wasser gefüllt. Das Wasser floss im dünnen Strahl herunter – und wenn der Eimer leer war, dann war die zugemessene ZEIT verflossen, und der betreffende Advokat musste aufhören zu sprechen. Einige von uns nutzen das Prinzip noch heute– nur lassen wir statt Wasser feinkörnigen Sand rieseln, in den kleinen Sanduhren, wenn wir uns ein weiches Ei kochen. Schon die alten Griechen wussten, dass die Zeit fliesst – wie eben das Wasser.

Übrigens, die primitive Wasseruhr der Griechen hiess Klepsydra, auf Deutsch: Wasserdieb. Ich kann Ihnen zeigen, dass Sie antikes Griechisch fliessend beherrschen – ich muss ihnen nur sagen, dass Kleps Dieb bedeutet, wie in der Kleptomanie, und Hydra Wasser, wie in der Hydrologie. Wasserdieb, Zeitdieb – wir sagen immer noch «Du hast uns die Zeit gestohlen», wenn jemand zu lange spricht.

Das erinnert mich daran, dass ich schon lange genug gesprochen habe und jetzt endlich aufhören muss, Euch mit den Betrachtungen zur Zeit zu langweilen. Denn das Leben drängt uns vorwärts, der Pfeil der Zeit fliegt ungestüm der Hoffnung der Zukunft entgegen. Nur in den Phasen der Traurigkeit empfinden wir die Zeit als eine amorphe Masse der Unentschlossenheit, langweilig und enttäuschend, leer und sinnlos.

Denn es ist nicht die Zeit, die uns bewegt – WIR bewegen die Zeit.

Und das habe ich durch Hedis Farbexperimente gelernt.